Tag 13: Besuch von der Polizei und schreiben lernen

Heute kommt die Polizei! Wir beginnen gleich die Polizeisätze zu üben. Zum Beispiel:

Polizisten sind freundlich, höflich und korrekt.
Die Sicherheit des Bürgers ist der Polizei ganz wichtig.
Polizisten sind nicht bestechlich und sie beschimpfen niemanden.
Eine Fußstreife kann man grüßen, wenn man Augenkontakt hat – das gehört zur Höflichkeit.
Man kann Polizisten nach dem Weg fragen, immer werden sie versuchen zu helfen.

Ich erkläre jedes Wort und wir üben, üben, üben.

Dann kommt die Polizei. Wir haben Glück: eine Polizistin und ein Polizist. Wir begrüßen uns und dann erzähle ich meine „Frau = Mann“ Geschichte. Mann und Frau können hier Polizeibeamte werden. UND: Eine Polizistin kann alles was ein Polizist kann. Ich frage, wie schnell die Polizistin 100 Meter laufen kann: 14 Sekunden. Der Mann kann es in 15 Sekunden. Die Polizistin ist schneller. Ich betone es. Danach dürfen die TN die Polizeisätze nachsprechen. Und es passiert etwas Wunderbares. Die Polizeibeamten sind beeindruckt UND sie zeigen es auch.

Das ist mein Erfolgserlebnis. Ich erkläre: „Sehen sie es! Ich habe gesagt, die Menschen auf der Straße werden sie bewundern, nicht belächeln, wenn Sie sich bemühen. Haben Sie den Mann gesehen. Das war Bewunderung. Bewunderung für Sie und Ihre Leistung“. (Ich bin ganz stolz).

Dann stellen die Polizeibeamten sich vor. Sie erklären die Uniform, das Schild „Polizei“ auf Arm und Rücken. Der Name ist zu lesen. Sie erwähnen: Wir tragen die Waffe sichtbar für alle. Zeigen sie auch und zeigen uns auch die Handschellen. Wir dürfen mit zum Polizeiauto. Auch da wieder „Polizei“ auf der Motorhaube und alle Polizeiautos sehen gleich aus. Sirene, Blaulicht und Funk werden erörtert und natürlich was die Polizei für eine Unfallaufnahme braucht.

Total lieb: Unser kleiner Junge darf bei der Polizistin auf den Schoß. Der Papa ist ganz gerührt.

Eine Frau kommt vorbei, sieht diese Menschengruppe und das Polizeiauto. Ich gehe auf sie zu.

„Ist was mit den Flüchtlingen?“ fragt sie etwas geladen. Ich verneine und erzähle von dem Kurs und dass wir heute die Polizei zu Besuch haben. Sie schwenkt 180 Grad: Polizei und ich werden von der Dame sehr gelobt.

Auf Wiedersehen Polizei. Der Beamte erwidert: “Auf Wiedersehen und gerne wieder, es gehört zu unserer Aufgabe.  – Vielen Dank.

Nach der Pause verteile ich Ordner und Schreibpapier (danke liebe Spenderin). Ich habe einen Vordruck gemacht. Er sieht aus wie eine Hausarbeit: Datum – Name – Titel.

Ich erkläre, dass diejenigen, die hier bleiben werden, eines Tages richtigen Unterricht bekommen werden. Und je besser sie lesen und schreiben können, desto schneller wird die „Schule“ vorbei sein und sie können Arbeit suchen. Das leuchtet ein.

Die TN, die kaum oder nicht gut schreiben können, mögen jeden Tag eine Geschichte aus „Nach vorne führen viele Wege“, von Irina, Christian, Kristina usw. schreiben. Sie sollen es mitbringen und ich werde unterschreiben. Ich erkläre, dass sie die Broschüre und das Geschriebene jedem Beamten, der nach der Schreibfähigkeit oder auch nur nach dem Arbeitswillen fragt, zeigen können. Und ich verweise noch mal auf heute Morgen: „Jeder Mensch wird beeindruckt sein, so wie die Polizisten, die hier waren. Das ist gut für Sie, das ist gut für uns alle.“

Es kostet mich allerdings viele Worte, bis (fast) alle die Vorgehensweise verstehen.

Und dann passiert was Lustiges: Zahlendiktat. Der Klassenbeste sagt an meiner Stelle:“17“. Ich habe tatsächlich jeden Tag dasselbe Blatt mit Zahlen genommen, weil ich dachte, das können sie sich sowieso nicht merken. Und jetzt 17! Ich spiele, dass ich empört bin und erzähle, dass meine Frau schon von Anfang an sagte, ich soll jeden Tag andere Zahlen verwenden und ich: „Das können sie sich sowieso nicht merken“. Und wenn ich jetzt nach Hause komme und von der „17“ erzähle wird meine Frau sagen: „Siehst du, ich habe es gesagt.“
Die Frauen erkennen das und lachen sehr – die Männer finden es jedoch auch lustig.

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