Guten Morgen – guten Morgen, wir schaffen das – WIR SCHAFFEN DAS.
Ein guter Start. Die ganze Woche waren zwei Kinder dabei. Ich habe Mittwoch erklärt, dass die Kinder ruhig im Raum herumlaufen dürfen. Dass wir Erwachsene das akzeptieren sollten, auch wenn die Erwachsenen selbst während des Unterrichts nicht reden dürfen. Und natürlich, dass ich es gut fände, wenn sie miteinander spielen. Sie tun es nicht, obwohl keine Sprachbarriere besteht. Deswegen habe ich heute Morgen einige Kinderbücher mitgebracht, für die Kinder hier und die Geschwister zuhause.
Drei TN führen uns durch die Zahlen, die Familie, die Körperteile und –verben. Die dazugehörigen Sätze lesen sie nacheinander und wir wiederholen sie. Das machen wir zwei Mal. Dann sage ich: „Wir machen jetzt etwas schwieriges. Sie lesen jetzt jeweils einen Satz und ich sage, ob die deutsche Frau an der Kasse im Globus es verstehen kann. Einverstanden?“ Sie akzeptieren.
Die Hälfte der TN bekommen ihren Satz für deutsche Ohren verständlich hin. Bei einigen empfehle ich, zuhause zu üben und ich nehme den Druck etwas raus: Hier im Deutschunterricht ist
„Küche – Kuchen“ natürlich wichtig, wenn sie draußen „Kuche“ sagen, verstehen das die Leute – das ist wirklich nicht schlimm.Dann kommt wieder die Liste vom Gesundheitswesen. Akut/Chronisch ist erneut zu erklären. Dann soll jeder nacheinander auf meine Frage „Haben Sie…“ antworten mit „Nein ich habe keine….“.TN 1 hat keine Schmerzen, TN2 hat keine akute Schmerzen, TN3 hat keine chronische Schmerzen, TN4 hat kein Bewusstsein verloren. Einige reagieren: Ich erkläre, ich habe KEINE Schmerzen und ich habe … NICHT verloren oder NICHT erbrochen. Wir kommen in etwa durch.
Dann kommt der Satz: „Ich habe es nicht verstanden“. Ich ermutige sie, diesen Satz zu sagen, statt ja zu nicken. Dass die „freundlichen“ Menschen in Deutschland sich stets Mühe geben werden, das Gesagte anders zu formulieren.
Schnell noch die Zimmer im Haus, weil ich die Geräte und Vorrichtungen in der Küche noch erörtern will. Herd, Kühlschrank, Geschirrspüler, Spüle und Arbeitsplatte brauchen ihre Zeit. Auch weil die Frauen jetzt viel untereinander reden. Weil es Freitag ist, gebe ich dem auch Raum.
Und der Unterschied zwischen Lampe – Leuchte – Birne wird heute auch zum ersten Mal beleuchtet. Im Globus gibt es nur Birnen. Jemand meint: „Gibt es auch Birnen die man essen kann.“ Stimmt, bestätige ich, und Obst machen wir später noch mal richtig. Sein Erfolgserlebnis.
Dann die Frage: „Wer hat Angst vor der Polizei“? (Angst als Wort kennen sie, der erste Satz in den Unterrichtsunterlagen ist: Ich habe keine Angst auf der Straße. Es begleitet uns von Anfang an: Auf der Straße brauchen wir keine Angst zu haben.) Zuerst ist Misstrauen vorhanden. Ich frage alle persönlich und mache deutlich, dass ich die deutsche Polizei meine. Ich habe die Polizei hierher eingeladen, weil ich vermitteln will, dass unsere Polizei gut und wirklich ok ist. Ich tue das jedoch nur, wenn alle es gut finden und akzeptieren. Das Misstrauen schwindet, die Polizei kann kommen. Uff.
Da noch etwas Spannung im Raum ist, gibt es ein Spiel. Ich schildere, was ich mit der Polizei tun werde. Ich male eine Ampel, gebe es einer TNin und verweise auf die Ampel am Bahnhof, die alle kennen. Ein Syrer darf Polizist sein. Er stellt sich an diw andere Ecke, genießt die Sonne und weiß, dass er einschreiten sollte.. Ich komme um die Ecke und in diesem Moment wird die Ampel rot (die Zusammenarbeit mit der „Ampel“ klappt wunderbar).
Und dann passiert was: Der Polizist rennt auf mich zu und ruft (intensiv): „Hey“.
Ich: ok, ok – cool down. Ich erkläre, dass Polizisten in Deutschland stehen bleiben und nur rufen.
Beim dritten Mal, ruft er sogar freundlich: ein freundlicher Polizist. Ich muss mal nachfragen, ob ein derartiger Werdegang für diesen stattlichen jungen Mann möglich ist.
Nach der Pause Zahlendiktat und dann warten die Enkel auf mich.