Alle sind pünktlich gekommen und wir starten mit dem Beispielsätzen von „Ich habe – du hast – …). Ein TN liest einen Satz, dann noch mal (LAUT) und dann die Gruppe. Es sind einfache Sätze und alle 8 (von ich über er – sie –es bis Sie) TN machen ihre Sache gut. Ich lobe. Dann zählen wir von 1 bis 31, und dann 40 – 50 bis 100. Es klappt, auch wenn wir bei der langen Reihe ein paar Mal aus dem von mir gezeigten Rhythmus kommen. Danach deklamieren 10 TN nacheinander die Wochentage. Manche können das schon recht gut und machen dies ziemlich schnell. Ein TN will es auch schnell machen und verheddert sich. Die langsame Wiederholung klappt. Bei den Monaten brauchen wir noch Übung. Die Wiederholung von gestern: „Wann haben Sie Geburtstag?“ klappt auch noch nicht so gut. „Ich habe Geburtstag am fünfzehnten Oktober“ ist noch ziemlich schwierig und jemand hat am zehn ersten statt am elften Mai Geburtstag. Alle jedoch antworten mit diesem Satz und Niemand antwortet mehr mit der Wiederholung „Wann haben Sie Geburtstag?“ Schulalltag.
Bei dem Sommersatz „ Im Sommer gehen wir schwimmen oder baden.“ bringe ich jetzt den Bezug zum „Badezimmer“ von gestern. Manche haben ein Aha-Erlebnis.
Die Familienmitglieder und die Körperteile pauken wir durch. Ich ermutige: „Morgen wieder“, weil niemand sich erinnern kann was „Die Backe“ bedeutet und dass ein Kind „schöne Bäckchen“ hat.
Die Beispielsätze für die Körperverben (sehen, usw.) habe ich nach dem Schema „Hauptsatz, Nebensatz“ mit einer Auswahl der häufig verwendeten Worte zusammengestellt. Die TN schwitzen. Hier kann ich jedoch gut hören, wer Erfahrung im Lesen unserer Schrift mitbringt.
Dann kommt „das Gesundheitswesen“ dran. Ich bringe den Teilnehmern einen Trick bei.
Ich sage: Sie waren in einem Deutschkurs, so wie Sie bei „Wann haben Sie Geburtstag? antworten, „Ich habe Geburtstag am…“ antworten Sie beim Arzt auf die Frage „Haben Sie Schmerzen? mit „Nein, ich habe keine Schmerzen“ und nicht einfach mit „Nein“ – Das ist besser für Sie. Der dritte TN hat Pech: „Haben Sie das Bewusstsein verloren?“ – Nein ich habe kein Bewusstsein“. Ich erkläre den Unterschied zwischen „keine Schmerzen“ und „nicht verloren“. Schon wieder halb elf.
Kurz nach neun kommt der jüngste Schüler, der sich gestern mit „Bad Dürkheim“ hat abmelden lassen, herein. Ich strahle – er strahlt. Er entschuldigt sich und sagt, er geht jetzt in eine echte Schule. Heute war „keine Schule“ und deswegen ist er noch mal vorbeigekommen. Ich freue mich riesig, wünsche ihm Glück und erkläre der Gruppe: Das ist das Beste, was dem jungen Mann passieren kann und für ihn besser als hier zu sein. Ich ermutige ihn „lernen, lernen, lernen, bitte, bitte, bitte“ und, wenn keine Schule ist, sind Sie hier immer willkommen. Er nickt.
In der Pause zeigt er mir seinen Maxx Ausweis und bedauert, dass sein Name falsch geschrieben ist. Ich bestätige ihn und meine „Ihr Name sollte IMMER richtig geschrieben werden, das ist wichtig“ Und erinnere ihn daran, dass ich meinen Name immer buchstabiert habe.
Nach der Pause gibt es wieder Zahlendiktat. Für die TN-Familie mit Kind, die gestern nicht da war, wiederhole ich das Konzept: Nicht beim Nebenmann gucken, keinen Namen auf dem Zettel und bei „46 und 87“ schreiben wir von rechts nach links.
(Nach Korrektur zuhause: 6 TN schneiden bei den 20 Zahlen (10 – 99) fehlerfrei ab).
Dann kommt die erste Geschichte von „Viele Wege führen nach vorne“. Irina aus Kasachstan kam in der 6. Klasse in die Hauptschule, wurde dann „Konditorei-Fachverkäuferin (schwierig – schwierig) und bildet sich weiter bis Betriebswirtin und bildet jetzt Fachverkäuferinnen aus.
Ich skizziere den Werdegang, die TN finden es kompliziert. Verstehe ich, nach erst 10 Tage Deutschvermittlung. Ich neutralisiere: Wir werden jeden Tag eine solche Geschichte lesen, damit sie mit diesen Beispielen Zuversicht bekommen, dass ihnen in Deutschland vieles offen steht. Und dass wir uns hier in diesem Land freuen über jeden, der einen derartigen Werdegang realisiert.