Zwölf TN sind gekommen. Zwei TN lassen sich abmelden, weil sie einen anderen Kurs besuchen und später wird der Ehemann einer TNin vorbeikommen und mitteilen, dass sie krank ist. Wir beginnen mit der Wiederholung ab Seite 1. Die Uhrzeit lesen ist noch sehr schwierig. Eine gute Stunde später ist die Wiederholung zu Ende, die erste Hälfte hat wirklich gut geklappt. Danach kommt das Thema „Freundlichkeit“ dran. Ich erkläre, dass die meisten Menschen (ich sage 70 %) wirklich freundlich sind und ermutige sie, sich zu der Gruppe der „freundlichen Menschen“ zu gesellen. „Das ist gut für uns alle“ meine ich. Ich erwähne die erste Lektion „Im Globus“, mit „Guten Tag – Bitte Schön – Danke schön – Auf Wiedersehen“. Ich wiederholen auch noch mal, dass es die freundlichen Menschen sind, die uns Helfer helfen den TN zu unterstützen. Dann erkläre ich, dass „freundlich“ auch bedeutet, dass wir die Ladentür (ich habe einen Schuhladen ausgewählt) aufhalten, wenn jemand nach uns kommt. Ich wähle einen TN aus, er kommt nach mir in den Laden, ich halte die Tür auf. Ich habe Glück: Er sagt „Bitte schön“, er bedankt sich. Ich korrigiere, er soll „Danke schön“ sagen – leuchtet ihm sofort ein. Das spielen wir ein paar Mal durch: Ich bin mal ein Mann, eine Frau, ein Kind, eine alte Frau (dauert länger). Immer hält er mir die Tür auf und ich immer „Danke schön – danke schön“, das „bitte schön sagt er jetzt ganz fließend. Applaus.
Nach der Pause machen wir Zahlendiktat. Ich erkläre, dass ich wissen möchte, wie gut die Gruppe bereits Zahlen schreiben kann. Alle bekommen einen kleinen Notizblock mit „Nach vorne führen viele Wege“ als Deckblatt. Danke liebe Mitarbeiterinnen vom Ministerium für Wirtschaft! Sie sollen 20 Zahlen aufschreiben, die ich diktieren werde. UND, sie sollen nicht beim Nachbarn schauen, weil ich, der Lehrer, alles sehe – Ein Moment lang sind alle, wie in einer Klasse, das Kichern hört sich sehr jugendlich an. Und los. Ich sammele die Zettel, ohne Namen, ein.
Als nächste Sprachübung, anschließend an die Körperteilen und Körperverben (sehen, riechen usw.), arbeiten wir uns durch einen Fragebogen vom „Gesundheitswesen“.
Wir lernen akute – chronische Schmerzen, Atemnot und Blutungen. Bei Durchfall und Verstopfung wird es wieder lustig, weil ich es vormachen muss. Dann kommen noch Medikamente und Schwanger. Im Fragebogen steht „irgendwelche Medikamente“. Das Wort „irgendwelche“ verstehen sie nicht, und ich kann es auch nicht gut erklären.
Und weiter: Worte rund um Haus und Wohnung. Ich frage, wer in einem Haus und wer in einer Wohnung lebt. Dazu male ich zuerst ein Haus und einen Wohnblock. Wohnzimmer, Schlafzimmer, usw. Diejenige, die Englisch können, meinen das „Flur“ der Boden ist. Ich berichtige, gehe an die Tür und erkläre, dass wir hier in Deutschland Personen, die wir nicht kennen, nicht ins Haus lassen, Menschen die wir kennen, wie den Briefträger, in den Flur bitten und Freunde und Bekannte ins Haus bitten. Bei Boden (Teppichboden in Syrien) und Decke gibt es ein „Aha“ Erlebnis: Ich erwähne, dass Eltern manchmal „an die Decke gehen“ wenn Kinder nerven oder wild spielen. Jemand kannte den Ausdruck, wusste jedoch nicht, dass die Decke gemeint war. Ich spiele noch mal einen genervten Elternteil, die Eltern verstehen mich – sie lachen.
Um halbzwölf nehme ich die Broschüre „Nach vorne führen viele Wege“ und bitte die TN, sie morgen mitzubringen. Ich erkläre, dass die TN eine Arbeit suchen werden oder vielleicht zuerst eine Ausbildung machen werden. In der Broschüre sind mehrere Beispiele aufgeführt, wie der Werdegang eines Menschen aussehen kann. Ich mache Werbung für Deutschland: Hier kann man sich immer weiter entwickeln und erkläre das Schulsystem. Und hier ist es für die Menschen total ok, wenn jemand mit 30 oder 40 noch eine Ausbildung macht. Wir werden in den nächsten Tagen jeden Tag einen Fall lesen und erklären, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, wie „Werdegang“ aussehen kann. Ich bitte eine TNin den Text für morgen zu üben. Sie wird zuerst lesen, danach werde ich ihn noch mal lesen und erklären. Sie akzeptiert – Freude bei mir – zeige ich auch.
Bereits 80 % verlassen den Raum mit einem „Auf Wiedersehen – bis Morgen“.