Tag 08: Kinderstube und im Globus einkaufen.

09:00 Uhr: nur ein Stuhl ist leer. Ein TN ist fünf Minuten zu spät, es wird leicht gerügt. Insgesamt werden 19 TN kommen, vier sitzen an Nebentischen. Es sind auch drei Kinder da. Sie werden bis halb zwölf sehr ruhig sein. Sie sind so ruhig, dass die Aufforderung „ruhig“ zu sein, wenn ein TN etwas zu wiederholen hat, nicht für die Kinder gilt. Mir fällt jedoch auf, dass die Kinder nicht miteinander spielen. Kein Kind weicht mehr als ein Meter von seiner Mutter. Auch wenn diese Situation für mich bequem ist, geht es mir dabei im Herzen nicht gut.

Zu Beginn weise ich darauf hin, dass der Unterricht erst am 12. Januar weiter geht. Dass man sich zwischen den Jahren „einen guten Rutsch“ wünscht und es am 31. Dezember um 12 Uhr nachts viel Feuerwerk geben wird.

Der Ablauf ist wie üblich: „Guten morgen, mein..“. Es ist für mich sehr schön zu erleben, wie groß der Fortschritt bei einigen TN ist. Ich freue mich wirklich darüber. Bei den Zahlen sagen fünf TN fünf Zahlen an, fünf schreiben. Bei denjenigen, die mit zwei Zahlen relativ gut umgehen können probiere ich es mit Zahlen bis 999. Das ist wieder schwierig. Weil ein TN vor Beginn meinte, er und seine Frau wollen um halb elf gehen und  seine Frau sagt: „Nein um halb zwölf“, erkläre ich noch mal die Uhr: Wir beginnen um neun, dann folgt „zehn NACH NEUN, zwanzig NACH NEUN“ bis „HALB ZEHN“. Dann kommt „zwanzig VOR ZEHN“ und „zehn VOR ZEHN“. Wir sind uns einig: sie gehen um halb zwölf. „Viertel nach“ kennen sie auch noch.

Danach lege ich ihnen nahe immer „freundlich“ zu sein. Ich erkläre, dass wir uns in der Zeitung informieren. Wir lesen manchmal von Menschen in Heimen die sich schlagen und dadurch manchmal nicht gut wissen, welche Menschen hierhergekommen sind. Wenn wir allerdings diese Menschen z. Bsp. in einer Schlange an der Kasse sehen, und sehen, wie freundlich sie sind, denken wir: Es sind freundliche Menschen. Und das ist gut für alle und wir wachsen zusammen. Alle kennen „Globus“ und ich erkläre einen „freundlichen“ Ablauf an der Kasse und den Wortwechsel mit der Kassiererin: „Guten Tag/guten Tag  – 22 Euro, bitte – bitte schön (Geld geben)/Danke schön (Kassiererin nimmt Geld an) – Bitte schön/Danke schön (Wechselgeld annehmen) – Auf Wiedersehen/Auf Wiedersehen“ und gehen. Alle müssen sich in der Schlange anstellen und bezahlen. Nach fünf Kunden gibt es einen Kassierer statt Kassiererin, er macht mit.
Zu Beginn wird „bitte schön“ und „danke schön“ gerne verwechselt. Es hört sich lustig an, wenn Kassiererin und Kunde beim Geldwechsel beide „bitte schön“ sagen. Es ist ehrlich lustig: unser Zusammensein hat sich schon so weit entwickelt, dass es hier keine Schadenfreude gibt.

Irgendwann meldet sich am Nebentisch ein TN und beschwert sich, dass ich mit Ihnen nicht persönlich (heute ist er zum ersten Mal dabei) übe. Ich erkläre ihm, dass der Kurs für 15 TN gedacht ist und sie am Nebentisch natürlich gerne zuhören können und mit uns auch laut üben können – Kursunterlagen haben sie auch. Er versucht zu diskutieren. Ich würge ab: „Nicht diskutieren, wir üben jetzt weiter“. Zustimmung in der Runde.

Ich frage noch die Buchstabenblätter ab. Fast alle haben sie, schön ausgefüllt, mitgebracht. Es sieht eigentlich sehr gut aus. Nur einmal wurde „q“ als „g“ geschrieben. Ich lobe sie sehr und gebe jedem drei karierte Blätter und ermutige ihnen zuhause meine Unterlagen abzuschreiben. Die junge TNin mit der halben Seite war diesmal auch sehr fleißig. Ich erwähne es und erbitte ein „APPLAUS“. Den bekommt sie auch. Sie lacht verlegen und die Augen strahlen.

Dann sind die drei Stunden schon wieder vorbei. Ich schreibe an die Tafel

„Wir haben hart gearbeitet“ und wünsche „eine gute Zeit“.

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