Viele sind pünktlich da. Es sind weniger als gestern. Gleich zu Beginn erkläre ich, dass ich nur 15 Teilnehmer im Kurs haben will und dass das auch so kommuniziert ist. Dies geht darauf zurück, dass ich in diesem U-förmigen Raum nur 15 Stühle habe. Mit dem Kreis habe ich Sichtkontakt. Das „persönliche“ Üben mit 15 Personen dauert jetzt schon lange. Dies ist für einige TN schwierig, weil ich absolute Ruhe will. Das mit der Ruhe verstehen sie, weil ich, immer wenn ein Teilnehmer stockt, sage: “Ssst, das ist schwierig für ihn“. Der unruhigste Teilnehmer versucht es doch: einer mehr oder weniger, da kommt es doch nicht drauf an. Ich gucke ihn mit strengen Augen an und zeige auf Ihn: „Gerade Sie, der nicht schweigen kann und immer mit dem Nachbar redet, Sie haben am wenigsten Geduld!“ Wahrscheinlich habe ich jemand beleidigt.
Ein TN führt durch die erste Runde. In 15 Minuten sind wir von „Guten Morgen, mein… bis zu
70, 80. 90 100“ gekommen. Richtig schön und eigentlich auch schon ziemlich schnell, mit wenigen Eingriffen von mir. Applaus Applaus. Noch einmal PLZ und fertig.
Wir üben weiter mit „erste, zweite, usw.“ und „Wann haben Sie Geburtstag?“ Ich lege nahe im Sozialamt immer mit ganzen Sätzen zu antworten: „Ich habe Geburtstag am… .“ Und dann passiert was Lustiges. Jemand kommt aus dem Wort „Begurtstag“ nicht raus.
Zwei lachen- Ich: „Nicht lachen!“ „Begurtstag“, seine Frau lacht mit. „Begurtstag“, die Freundinnen der Frau lachen auch mit. Begurtsag“ – alle lachen, er auch, ich auch.
Dann machen wir noch schnell die Uhr. „Viertel sitzt noch nicht, alles andere geht. Weiter.
Nachdem klar ist, was „Jahreszeiten“ sind, frage ich:“ Habt ihr in Afghanistan und Syrien auch Jahreszeiten?“ Ja, haben sie. Also: Herbst (Herbest), Frühling, Sommer und Winter.
Dann geht es weiter mit kurzen Sätzen mit dem Verb „Haben“ und Worten aus der Häufigkeitsliste. „eine Frage – eine Antwort – Ball – Freund/Freundin – Angst (Angest), usw.“
In der Pause kommt der junge Teilnehmer, der gestern nicht erschienen ist, mit seinem IPhone und eine Sprachausgabe mit dem Word „Entschuldigung“. Es wirkt sehr klein, seine Einsicht wirkt
glaubhaft. Ich richte ihn auf, lächele ihn an und sage: „Ist fein, ich rede später darüber.“
Nach der Pause: 1 + 2 = 4. 4 ist ein Fehler. Er (der junge TN) hat gestern einen Fehler gemacht. Er ist um 4 Uhr nicht gekommen. Es geht so in Deutschland:
zu spät kommen: ein kleiner Fehler (ich male einen Strich)
sich nicht entschuldigen: ein größerer Fehler (dieser Strich ist länger)
sich nicht Abmelden: Fehler ist noch größer (Strich noch länger)
nicht kommen: ein wirklich großer Fehler,
und gleich danach: „Bitte, bitte, machen Sie das nicht – machen sie das einfach nicht.“
Ich entlaste den jungen TN: „Wir sind zum Lernen hier, hier ist es noch ok. Draußen (das Word kennen Sie) ist dies absolut nicht ok“ Betrübte Stimmung – der TN lacht jedoch etwas erleichtert.
Ich schreibe an der Tafel: „Frau = Mann“. Wir üben jetzt die Begrüßung an der Tür bei Freunden.
Ich zeige auf mein Rechteck, wo ich mich bewege: das hier ist jetzt Afghanistan und bitte zwei Ehepaare zu mir in das Rechteck. Ich erkläre, dass sie Freunde sind und eingeladen haben. Der Besuch kommt jetzt und sie sollen sich begrüßen. Es klingelt. Sie begrüßen sich auf Deutsch.
NEIN NEIN, das ist hier Afghanistan, und noch einmal. Sie machen es nochmal in ihrer Sprache.
„Ist das Afghanistan?“ Nein, sagen alle. Und noch einmal wie in Afghanistan. Es folgt eine Begrüßung: Da ist eine Herzlichkeit und Wärme im Raum, ich kann nur staunen. Applaus.
Mit der Christin spiele ich einladendes Ehepaar und wir üben die deutsche Begrüßung. Hier gibt die Frau zuerst die Hand. Wir üben, es klappt, auch mit dem „nicht überkreuz“.
(Mein Blatt ist voll, ich will noch einen Absatz schreiben, weil es so lustig war).
Wir üben noch „sich entschuldigen, wenn man im „Globus“ mit dem Einkaufswagen jemanden anrempelt. Ich spiele es mit einem kräftigen Mann, der es problemlos aushält. Ich glaube, er findet es auch lustig. Alle lachen wenn ich (kleiner Mann) ihn (großer Mann) anremple. – Applaus.
Ich erkläre: 95 % der Menschen in diesem Land sind Ihnen freundlich gesonnen. Bei denen sind sie willkommen und Sie wissen, viele helfen (Ich zeige auf die Kugelschreiber und die Kopien). 5% nicht, vergessen sie die. Ein TN sagt: in unserem Land sind es viel mehr, die Schlechtes wollen. Diese guten Menschen können Sie auf der Straße immer nach dem Weg fragen.
Das geht so:„Entschuldigung?“ sagen sie und warten bis jemanden „ja?“ sagt und sie anguckt.
Sie gehen einen Schritt nach vorne und sagen:
„Guten Morgen, ich habe eine Frage. Können Sie mir sagen, wo die Kirche ist?“Wenn jemand nicht „Ja?“ sagt, gehe einfach weiter.
Wir spielen wieder ein deutsches Ehepaar. Ein TN „Entschuldigung“, wir sagen:“ ja“ – er kommt schnurstracks auf mich zu: „Guten morgen… „. Die Frau ignoriert er.
Dann spiele ich ein Mann aus Deutschland und spreche den Mann an. Das Spiel funktioniert.
Dann lasse ich seine (gespielte) Ehefrau „Ja?“ sagen und mich angucken. Ich gehe auf die Frau zu: „Guten Morgen, können Sie…“ und gucke nur die Frau an. Ich erkläre: Wer „Ja?“ sagt, wird angesprochen. Dann fragt ein pfiffiger Teilnehmer: „Und wenn beide „ja?“ sagen?
Ich muss Farbe bekennen. Ich zeige auf die Tafel mit „Frau = Mann“.
Ich bin ein Mann, wenn beide „ja?“ sagen, spreche ich die Frau an.
Wir spielen es durch. Heiterkeit. Wieder ein Schrittchen weiter.