Zu Beginn sind schon ziemlich viele anwesend. Das Pärchen mit Hochschulabschluss, das „hochmotiviert“ war um Deutsch zu lernen, ist nicht mehr erschienen. Der kleine brave Junge ist mit seiner Mama wieder da. Ich gebe der Mutter einige Buntstifte und ein Malbuch. An Ende des Vormittags wird sie es zurückgeben, darf es natürlich behalten. Er wird mir noch ein Bild malen. Im Laufe des Vormittags füllt sich der Saal allmählich. Zum Schluss sitzen 23 Teilnehmer im Schulungsraum. Es übersteigt die Kapazität des Raumes.
Ich bitte die junge Mutter nach vorne, sie soll den Einstieg „Guten morgen, mein …“ übernehmen. Es klappt ziemlich gut, sie bekommt Applaus. Ich wähle für morgen schon den Nächsten aus. Danach zählen wir weiter bis 1 Million und ich erkläre, wie die ausgesprochen Zahlen geschrieben werden. Bei dreihundertfünfundzwanzig zuerst vorne die 3, dann zum Schluss die 5 und in die Mitte die 2. Schwierig. Wir fahren weiter mit „Das erste Kind, usw.“ Bei zehn Kindern hören wir auf, die Frauen lachen. Bei Sechzigtausend erkläre ich den Begriff PLZ. Kaum einer kennt PLZ. Ich rate, die Zahl der eigenen Gemeinde aufzuschreiben oder auswendig zu lernen. Es folgt eine kleine Predigt über Pünktlichkeit und Abmelden. Am Ende des Vormittags habe ich vier Abmeldungen.
Kurz vor der Pause um 10:30 Uhr frage ich die junge Mutter, ob Sie das Wort „Ausbildung“ übersetzen kann – Ihr Ehemann macht eine Ausbildung. Nach einigen Anläufen haben wir das Wort im Raum. Bei einer Ausbildung lernen wir und gleichzeitig arbeiten wir. Ein TN versucht mir zu erklären, dass der theoretische Teil der Ausbildung an der Universität stattfindet. Ich lasse dies erst mal stehen. Ich verteile die Broschüre „Nach vorne führen viel Wege“ vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung in Mainz (Danke liebe Mitarbeiterin vom Ministerium). Ich erkläre, dass viele von ihnen, wenn sie dann bleiben dürfen, wohl eine Ausbildung werden machen müssen. Ich rege an, dass sie die Broschüre mit nach Hause nehmen, sie zuhause übersetzen und lesen. Wir werden in Januar diese Broschüre besprechen und Berufsperspektive aufzeichnen. Ich verteile auch Kopien mit „a, b, c“-Schreibübungen.
Ich habe zu wenig davon.
Ich frage einen gut englisch sprechenden TN aus Afghanistan: „Übersetzen sie das mal auf Arabisch“. Er antwortet: “Ich kann kein arabisch, ich spreche Persisch.“ O jee, ich habe die ganze Zeit gedacht, er spricht arabisch. Ich frage die Syrer wer Englisch kann, niemand. Nur ein Syrer kann etwas Deutsch.
Nach den Zahlen kommt die Uhrzeit: Nur viertel nach drei ist ein Problem. Ich falte ein Blatt in zwei, dann in vier: die Hälfte, ein Viertel. Viertel vor vier geht dann ziemlich schnell.
Die Tage der Woche. Ich beginne mit Sonntag. Eine Teilnehmerin erwähnt bei Sonntag: „Sonntag ist schön, Zeit für die Familie und ruhig“. Danke und am Sonntag gehen manche Christen in die Kirche. Das war mal Tradition. Eine junge Frau hebt ungefragt den Finger: ich gehe auch in die Kirche.
Die Monate: Wir üben die Monate. Zuerst ich, dann gemeinsam, danach alle alleine. Beim ersten Mal sprechen die Teilnehmer mir meist nach.“ Januar – Januar, Februar – Februar, usw.“ . Ein Teilnehmer, zwei Stunden im Kurs und versteht kein einziges Wort Deutsch, rattert, wenn ich auf ihn zeige: „Januar, Februar, … bis Dezember“. „Nochmal“ – Ich erhöhe das Tempo: klappt ohne weiteres – er bekommt Applaus. Zwei Stühle weiter, eine Frau ganz in schwarz verhüllt, mit klarem Blick: genauso – Applaus. Ich bin begeistert, zeige es der Frau auch. Ich bin mir nicht sicher, ob der Ehemann auch begeistert ist.Mit den Teilnehmern die von Anfang an dabei sind, haben wir laut Excel Wortzählmaschine schon mehr als dreihundert Worte in diesen vier Tagen behandelt. Wir kommen gut voran.